Im Winter produziert nicht nur die Heizung Wärme in einem Gebäude. Es gibt auch andere Wärmequellen: in erster Linie ist dies die Sonne, die durch die Fenster eintritt; dann sind es aber auch elektrische Apparate und Haushaltsgeräte, die sich im Betrieb erwärmen (sogar Kühlschrank und Gefriergeräte); Glühbirnen und Lampen; und natürlich geben auch die Körper der Bewohner selbst Wärme ab.
Die Wärme einfangen und speichern
Ein gut geplantes Gebäude schöpft diese Quellen maximal aus und gibt seine Wärme nur sehr langsam durch seine Gebäudehülle ab (Dach, Mauern, Fenster und Fussboden). Um die Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht auszugleichen, kann es die Wärme in den Boden- und Deckenplatten und in den Mauern speichern. Die Mauern bestehen entweder aus massiven Materialien (Beton, Ziegel, Steine) oder es sind leichtere Mauern mit integrierten Phasenumwandlungsmaterialien (zum Beispiel Paraffin). Im Idealfall ist das Gebäude auch gegen eindringende Luft abgedichtet (dicht schliessende Fenster und Türen, auch gegen starken Wind), und es ist mit einer kalibrierten Lüftung ausgestattet, welche die Innenluft je nach den Aktivitäten der Bewohner austauscht.
Im Winter steht die Sonne um die Mittagszeit tief am Horizont. Gut exponierte Fenster können dem Gebäude die kostenlose Sonnenenergie zuführen (Solargewinn).
Im Sommer steht die Sonne am Mittag hoch am Himmel. Ein gut konstruiertes Vordach beschattet die Fenster und verhindert ein Überhitzen der Räume.
Um die Sonnenenergie bestmöglich zu nutzen, das heisst, sie tagsüber zu akkumulieren und abends wieder freizusetzen, sind besonnte Räume mit Vorteil nicht mit Teppichen ausgelegt, und die Mauern und Decken sind nicht verkleidet (so kann die Wärme leichter in die Gebäudemasse eindringen). Die Böden sind aus Beton oder mit Fliesen belegt – möglichst in heller Farbe, damit die Wärme zurückgestrahlt und im gesamten Raum verteilt wird. Die Heizkörper haben Thermostatventile, die sich automatisch schliessen, wenn die Raumtemperatur durch die eintretende Sonnenwärme steigt. Und die Bodenheizung, bei der jedes Zimmer mit einem Thermostat ausgerüstet ist, ist darauf ausgerichtet, dass sie relativ schnell auf den zusätzlichen Energieeintrag der Sonne reagiert. Liegen die Bodenheizrohre in engen Serpentinen dicht nebeneinander, kann ein Raum viel schneller geheizt werden, wenn es kalt wird.
Damit die Passivquellen und die Akkumulation der Wärme in einem Gebäude zu einer Energieersparnis führen, heizt man im Idealfall wenig (19-20°C) und akzeptiert die Temperaturunterschiede in den verschiedenen Räumen.
Auch die Nachtfrische bewahren
Umgekehrt muss das Gebäude hingegen im Sommer seine Bewohner vor direkter Sonneneinstrahlung schützen, die Kühle der Nacht speichern, um damit die Räume tagsüber zu temperieren, die von den Passivquellen erzeugte Wärme so gut wie möglich ableiten und vermeiden, dass zu viel Wärme von aussen eindringt. In einem gut durchdachten und gut gebauten Gebäude ermöglichen technische Installationen mit sparsamem Energieverbrauch nicht nur einen angenehmen Komfort im Winter, sie dienen auch dazu, denselben Komfort während der sommerlichen Hitzetage aufrechtzuerhalten. Ist ein Gebäude zum Beispiel in eine gute Aussendämmung "eingepackt", führt die Sonneneinstrahlung, welche auf die Fassade trifft, nicht zur Überhitzung seiner Innenräume, denn die Isolation bremst den Wärmedurchgang auch in der umgekehrten Richtung.
Sommerliche Überhitzung vermeiden, einige wichtige Empfehlungen, die es zum Zeitpunkt des Hausbaus oder der Gebäuderenovation zu beachten gilt.