Ob durch Sparen, Anlegen oder Altersvorsorge: Das Geld, das wir den Banken und Pensionskassen anvertrauen, kann Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima haben. Denn dieses Geld liegt nicht einfach unter einer Matratze, vielmehr bildet es die Grundlage für Investitionen in Aktivitäten, die grosse Auswirkungen haben können – negative Auswirkungen in Bereichen wie fossile Brennstoffe oder positive Auswirkungen in Bereichen wie Wohnungssanierungen, erneuerbare Energien oder Kreislaufwirtschaft.
In der Schweiz verfügt etwa ein Drittel der Bevölkerung über ein steuerpflichtiges Vermögen von mehr als einhunderttausend Franken. Auch die Vorsorgegelder stellen beträchtliche Summen dar. Daher können die mit unserem Geld verbundenen Investitionen ebenso grosse Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft haben wie unsere Aktivitäten im Alltag.
Im Jahr 2023 haben die Banken weltweit über 700 Milliarden US-Dollar in den Bereich der fossilen Energieträger investiert – eine Summe, die keine Anzeichen für einen Rückgang erkennen lässt und die nicht mit den internationalen Klimaverpflichtungen vereinbar ist. Zwar sind Direktinvestitionen in fossile Energieträger in der Schweiz weniger stark verbreitet, dennoch bestehen sie weiterhin. So sind beispielsweise Investitionen in Kohle in den Portfolios einiger Schweizer Banken nach wie vor wichtig.
Umweltauswirkungen von Schweizer Investitionen
Es wird geschätzt, dass die Anlagen von Schweizer Banken und Pensionskassen weitaus mehr Umwelt- und Klimakosten verursachen als die Emissionen von Industrie und Einzelpersonen in der Schweiz. Unter dem Druck von Kunden und Behörden wählen einige Finanzinstitutionen Projekte, die sie finanzieren, unter Einbeziehung sozialer und ökologischer Kriterien aus. Mehrere Organisationen bewerten den Fortschritt von Banken und Pensionskassen unter diesem Gesichtspunkt. Schweizer Banken schneiden insgesamt durchschnittlich ab, allerdings gibt es grosse Unterschiede zwischen den verschiedenen Rankings. Die einzigen signifikanten Ausnahmen bilden kleine Banken, welche diese Problematik zu einer Priorität machen. Die Mehrheit der Schweizer Pensionskassen wird recht schlecht bewertet. Im Allgemeinen schneiden die öffentlichen (kantonalen) Pensionskassen besser ab.
Anlagen und Investitionen wählen
Auf individueller Ebene besteht die Möglichkeit, etwas zu verändern. Beim Sparen – und in geringerem Masse auch bei der Vorsorge – können wir Institutionen auswählen, die in Bezug auf ihre Umweltauswirkungen besser bewertet werden. Für Geldanlagen bieten viele Banken eine breite Auswahl an Anlagearten an, die auch ESG- oder Impact-Investitionen beinhalten.
Bei ESG-Investitionen werden drei Aspekte berücksichtigt: Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung). Das bedeutet, dass Unternehmen bereits vor einer Investition auf ihren ökologischen Fussabdruck, die Einhaltung von Menschenrechten und Arbeitsbedingungen sowie auf die Transparenz und Ethik ihres Managements geprüft werden. ESG-Aspekte in die Auswahl von Investitionen einzubeziehen ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Es handelt sich um eine Anstrengung, die ihren Anfang in den 2000er Jahren nahm. Auch wenn die Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft berücksichtigt werden, besteht das Hauptziel von ESG-Investitionen jedoch darin, sicherzustellen, dass die Projekte nachhaltig und solide sind, um so ihre Rendite zu steigern. Die ökologischen Auswirkungen sind oft zweitrangig.
Der Begriff Impact Investing ist jüngeren Datums. Er bezieht sich auf Investitionen, die direkt in Unternehmen, Verbänden oder Regierungsprogrammen getätigt werden, die sich in Bereichen wie erneuerbare Energien, Gesundheit oder Bildung engagieren. Im Gegensatz zu Aktien, die zwischen Privatpersonen gehandelt werden, ohne sich direkt auf die Unternehmen auszuwirken, von denen sie ausgegeben werden, haben diese Investitionen eine konkrete Wirkung. Sie sind jedoch mit einem höheren Risiko für die Anleger verbunden.
Nachteile von nachhaltigen und «grünen» Investitionen
Eine der Befürchtungen, die mit dieser Art von Investitionen für Privatanleger verbunden sind - angefangen mit den «sozial verantwortlichen» Investitionen der 1990er Jahre –, ist, dass die Renditen niedriger sind als bei herkömmlichen Investitionen. Mit zunehmender Erfahrung hat sich jedoch herausgestellt, dass die Renditen dieser Art von Fonds hoch ausfallen können. In manchen Jahren schnitten nachhaltige Anlagen sogar besser ab als herkömmliche Anlagen. Da sie jedoch häufig auf einer geringeren Anzahl von Werten basieren als unbeschränkte Investitionen, können sie stärkeren Schwankungen unterliegen.
Ein anderes Problem ist das sogenannte «Greenwashing» - auf Deutsch oft «Grünwaschen, Grünfärben oder Grünfärberei» genannt. Wenn es keine verbindlichen Gesetze oder klar definierten objektiven Kriterien gibt, kann eine Bank ein Image der ökologischen Verantwortung vorweisen, obwohl sich bei genauerer Betrachtung ein anderes Bild ergeben kann. Es kann vorkommen, dass sich eine Bank aufgrund des Betriebs ihrer Büros oder der Behandlung ihrer Mitarbeiter als «grün» oder «CO2-frei» darstellt, während die Umweltauswirkungen der von ihr investierten Gelder jedoch mehrere hundert Male grösser sind. Es kommt also auf die Art der Investitionen an.
Auch wenn die Investitionen selbst als nachhaltig, grün oder CO2-frei angepriesen werden, kann es schwierig sein, sich ein Bild darüber zu machen, da es keine definierten Kriterien gibt. Die Bezeichnung ESG beispielsweise deckt ein breites Spektrum an Möglichkeiten ab, das vom einfachen Ausschluss der schädlichsten Investitionen (Waffen, Tabak, Öl) bis hin zu detaillierten Kriterien für die finanzierten Einheiten reicht. Aus ökologischer Sicht ist anzumerken, dass ESG-Investitionen auch Unternehmen einschliessen können, deren Tätigkeit sehr umweltschädlich ist, solange die beiden anderen Kriterien - Soziales und Governance - erfüllt sind. Somit können ESG-Investitionen sogar fossile Energieträger umfassen. Bisher gibt es in der Schweiz keine verbindlichen Normen, die Nachhaltigkeitskriterien für Investitionen vorschreiben. Der Bundesrat hat sich dafür entschieden, die Regulierung über die Banken- und Versicherungsverbände dem Sektor selbst zu überlassen. Die Bankenaufsichtsbehörde FINMA verfügt nur über begrenzte Instrumente zur Verhinderung von Greenwashing.
Ein weiterer heikler Punkt ist die Natur des Bankensystems: Banken haben die Möglichkeit, viel mehr Geld zu verleihen, als sie als Einlage erhalten. Wenn unsere Einlage in den von uns gewählten nachhaltigen Fonds investiert wird, kann der viel grössere Betrag, den die Bank verleiht, umweltschädliche Aktivitäten finanzieren. Selbst wenn man also einen nachhaltigen Fonds auswählt, sollte man die gesamte Anlagestrategie der Bank berücksichtigen, um die positiven Auswirkungen zu maximieren.
Unsere Handlungshebel
Die Wahl der Bank, der Pensionskasse und der Anlagefonds kann einen erheblichen Einfluss auf Energie und Umwelt haben. Diese Auswirkungen werden zwar oft nicht in den Online-Tools zur Bewertung des eigenen ökologischen oder klimatischen Fussabdrucks erfasst, sind aber sehr real. Die Entscheidungen der Banken wirken sich direkt auf die Art der Projekte aus, die durchgeführt werden. Rankings und Zertifizierungen ermöglichen fundierte Entscheidungen. Sehen Sie sich hier einige Hinweise an:
Im Jahr 2022 hat der Bundesrat die «Swiss Climate Scores» als Orientierungshilfe für Investoren eingeführt. Dieses System ordnet Investitionsangebote auf einer Skala der Klimawirkung ein, ähnlich wie die Energieetikette für Haushaltsgeräte. Es wurde von vielen Investmentfonds übernommen und ermöglicht den Anlegern eine bessere Information über die Umweltauswirkungen ihrer finanziellen Entscheidungen, indem es die Punktzahl zwischen verschiedenen Fonds leicht vergleichbar macht. Der Bund hat ausserdem 2022 «grüne Anleihen» eingeführt, welche die Banken in der Folge ihren Kunden anbieten können. Für direkte Investitionen in grosse Schweizer Unternehmen bieten verschiedenen Agenturen wie Inrate und MSCI Berwertungen nach Umweltkriterien an.
Nicht alle Banken machen die Anlagenagebote für Ihre Kunden öffentlich einsehbar. Daher sollte man entweder ein Gespräch mit einem Berater seiner Bank vereinbaren oder sich im Online-Kundenbereich über die oft zahlreichen Optionen informieren. Durch die Wahl von umweltfreundlichen Anlagen und solche für die Energiewende kann man nicht nur einen positiven Beitrag hierfür leisten, sondern auch die Banken dazu bewegen, diese Anlagemöglichkeiten weiter zu entwickeln.
Es ist auch möglich, über Genossenschaften direkt in nachhaltige Initiativen zu investieren. Dies erfordert zwar mehr Recherchearbeit, aber z.B. Bürgerenergie- oder Wohnbaugenossenschaften ermöglichen einen sehr direkten Einfluss auf die Gesellschaft.
Doch heisst es allenthalben Augen auf! Denn neben den Umweltkriterien sollte man auch die anderen Kriterien, die man sich für seine Anlagen wünscht, ständig im Blick behalten, vor allem in Bezug auf das Risiko möglicher Schwankungen. Nachhaltige Fonds können ebenso wie herkömmliche Fonds starken Schwankungen unterliegen. Diese potenziellen Schwankungen sind noch stärker, wenn man sich entscheidet, in bestimmte Unternehmen zu investieren.