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Elektro-Trottinett: ein umweltfreundliches Verkehrsmittel?

Elektrische Trottinetts sind praktisch, leise, leicht mitzunehmen und begeistern immer mehr Menschen. Aber sind sie wirklich das geeignete Verkehrsmittel für Ihre Fahrten, entsprechen sie den Schweizer Regeln … und sind sie gut für die Umwelt?

une personne sur une trottinette électrique

Kurz und knapp zusammengefasst:

Elektrische Trottinetts sind eine ökologische Alternative für den Verkehr – jedoch nur dann, wenn sie Autofahrten ersetzen.

Nicht alle Modelle, die in der Schweiz verkauft werden, sind für den Strassenverkehr zugelassen.

Bestimmte Ausstattungsmerkmale können die Sicherheit erhöhen: das Tragen eines Helms, ein breites Trittbrett sowie grössere Räder.

Beim Kauf sind die Reichweite (für die Länge der Fahrten), die Leistung (für Steigungen), das Gewicht sowie die Faltbarkeit (für die kombinierte Nutzung mit öffentlichen Verkehrsmitteln) zu beachten.

Auswirkungen auf die Umwelt

Die ökologische Auswirkung eines elektrischen Trottinetts ist geringer als die eines Autos, aber grösser als die eines E-Bikes. Pro zurückgelegten Kilometer ist die Umweltbelastung höher als beim Velo, hauptsächlich aufgrund der in der Regel kürzeren Lebensdauer der Trottinetts. Dadurch verteilt sich die für die Herstellung benötigte graue Energie auf eine kürzere Nutzungsdauer. Zudem basiert die Fortbewegung mit dem Trottinett vollständig auf der Energie von Motor und Batterie, während beim E-Bike ein Teil der Antriebskraft aus der körperlichen Leistung der Fahrer stammt.

Der ökologische Fussabdruck eines elektrischen Trottinetts hängt daher in erster Linie davon ab, welches Verkehrsmittel es ersetzt. Eine in Zürich durchgeführte Studie zeigt, dass Trottinetts aus dem Sharing-System fast ausschliesslich Wege ersetzen, die ansonsten zu Fuss, mit dem Velo oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt worden wären – und kaum Autofahrten. Daraus ergibt sich kein ökologischer Nutzen. Im Gegenteil: Da das Einsammeln oder das Umplatzieren der Trottinetts oft mit motorisierten Fahrzeugen erfolgt, kann die Gesamtbilanz sogar negativ ausfallen.

Bei privat genutzten Trottinetts ist die Situation differenzierter. Teilweise ersetzen diese tatsächlich Autofahrten, was jedoch eher selten der Fall ist. Zusammengefasst bringt das elektrische Trottinett nur dann einen ökologischen Vorteil, wenn es eine Autofahrt ersetzt.

Reichweite und Leistung

Die idealen Eigenschaften des Motors hängen von der Art der Fahrt ab, die man plant. Für längere Fahrten sollten Sie an die Reichweite des Trottinetts denken. In der Regel kann ein E-Trottinett mit einer 400-Wh-Batterie 20-30 km weit fahren, eines mit einer 1000-Wh-Batterie ermöglicht es Ihnen, Distanzen von 50-75 km zurückzulegen. Manchmal wird die Batteriekapazität nicht in Energie (Wh), sondern in Spannung (Volt) und Ladung (Amperestunden, Ah) angegeben. In diesem Fall müssen die beiden Werte miteinander multipliziert werden, um die Batteriekapazität in Energie in Wattstunden (Wh) zu erhalten. Hier ein Beispiel: Eine Batterie mit 48 Volt und 8 Amperestunden hat eine Kapazität von 48x8=384 Wh.

Beabsichtigt man bergauf zu fahren, sollte man an die Motorleistung denken. Die Motoren von Elektro-Trottinetts haben typischerweise eine Leistung zwischen 250W und 600W, wobei einige Spezialmodelle sogar mehr als 10'000W erreichen können. In der Schweiz sind nur Modelle mit einer Leistung von 500W oder weniger für den öffentlichen Strassenverkehr zugelassen. Für ebene Fahrten reichen 250W aus, während bei deutlichen Steigungen eine höhere Leistung sinnvoll ist. Bei gleicher Leistung kann die Spannung des Motors variieren. Eine höhere Spannung führt zu einer «spritzigeren» Reaktion.

Nennleistung und Spitzenleistung

Es ist zu beachten, dass zwei verschiedene Werte für die Motorleistung existieren: die «Nennleistung» und die «Spitzenleistung». Für die Benutzer sowie für die gesetzliche Bestimmungen ist die Nennleistung massgebend. Die Spitzenleistung ist höher, kann aber nur für einige Sekunden genutzt werden, bevor der Motor überhitzt und automatisch wieder auf die Nennleistung zurückschaltet. Einige Hersteller geben in den technischen Daten die Spitzenleistung entweder ausschliesslich oder zusätzlich zur Nennleistung an.

Vorschriften und Regelungen

Um in der Schweiz auf öffentlichen Strassen fahren zu dürfen, muss ein Trottinett eine Leistung von weniger als 500 W haben, eine Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h erreichen, vorne und hinten eine Beleuchtung und eine Klingel haben. Achtung: Viele elektrische Trottinetts, die zum Kauf angeboten werden, dürfen nicht auf Schweizer Strassen fahren, weil sie z.B. eine zu hohe Leistung haben.

Die Verkehrsregeln sind dieselben wie für E-Bikes. Das Mindestalter für ihre Nutzung beträgt 14 Jahre mit Führerausweis der Kategorie M (Moped-Führerausweis), sonst 16 Jahre. Es ist verboten, auf Trottoirs zu fahren, ausser dort, wo Fahrräder erlaubt sind

Sicherheit

Elektrische Trottinetts sind nicht ungefährliche Fortbewegungsmittel, und die Zahl der Unfälle steigt stark an, da sie immer beliebter werden. Insbesondere hat sich herausgestellt, dass die Benutzer seltener einen Helm tragen als E-Bike-Fahrer (laut Schweizer Daten tragen nur 8% der Benutzer einen Helm), und auch häufiger unter Alkoholeinfluss fahren. Oft wird auch eine zweite Person auf dem Elektro-Trottinett mitgenommen.

Es ist daher sinnvoll, einen Helm zu tragen, auch wenn dies nicht vorgeschrieben ist, „Trinken und Fahren“ zu vermeiden sowie das Verbot, zu zweit mit dem Elektro-Trottinett zu fahren, zu beachten. Auch andere Massnahmen können die Sicherheit erhöhen. Da sich die meisten Unfälle nachts ereignen, sollte man an die eigene Sichtbarkeit am Abend und in der Nacht denken (reflektierende Kleidung, Vorder- und Rücklichter – eingeschaltete Lichter sind sowohl tagsüber als auch nachts obligatorisch). Noch mehr Sicherheit bieten Modelle mit einem breiten Trittbrett und mindestens 10 Zoll (25 cm) grossen Rädern, die vor allem auf unebenen Strassen für mehr Stabilität sorgen. Auch die Antriebsart spielt eine Rolle: Der bei City-Modellen häufige Vorderradantrieb ermöglicht ein sanfteres Fahrverhalten, während der bei leistungsstarken Modellen verbreitet anzutreffende Hinterradantrieb eine bessere Traktion bei Steigung und ein spritzigeres Fahrverhalten bietet. Dies kann Sensationshungrige ansprechen, aber auch dazu verleiten, schneller zu fahren. Aber unabhängig vom System: das Verhalten des Fahrers bleibt der entscheidende Faktor für die Sicherheit.

Wenngleich selten, so wurden doch Brandfälle im Zusammenhang mit elektrischen Trottinetts gemeldet, meist während des Aufladens. Es wird deshalb empfohlen, das Trottinett an sicheren Plätzen aufzuladen und nicht unbeaufsichtigt am Stromnetz angeschlossen zu lassen.

In öffentlichen Verkehrsmitteln

Viele Nutzer möchten ihr Trottinett in den öffentlichen Verkehrsmitteln mitnehmen. Um die Kombination verschiedener Verkehrsmittel für einen Weg (multimodale Fahrten) zu erleichtern, ist es hilfreich, auf das Gewicht des Trottinetts zu achten und auch, ob es sich leicht zusammenklappen lässt.

Man sollte auch beachten, dass einige ausländische Eisenbahngesellschaften (z.B. in Spanien und Grossbritannien) elektrische Trottinetts in Zügen verbieten – als Vorsichtsmassnahme gegen Brandgefahr.

Ausstattung: Reifen und Bremsen

Es gibt zwei Arten von Reifen für Elektro-Trottinetts: Luftreifen und Vollgummireifen. Vollgummireifen benötigen weniger Unterhalt und sind nicht anfällig für Pannen, bieten aber weniger Komfort. Sie sind daher geeignet, wenn man nur wenige Fahrten auf relativ glatten Strassen plant und wenn man den Wartungsaufwand auf ein Minimum beschränken möchte. Sie werden auch bei einigen «Offroad»-Modellen verwendet. Für mehr Komfort kann man auch ein Modell mit Federung in Erwägung ziehen.

Es gibt verschiedene Bremssysteme: Scheibenbremsen, Trommelbremsen, elektronische (oder «regenerative») Bremsen, Tretbremsen (Fersenbremsen wie bei Kinder-Trottinetts ohne Motor). Bei einigen elektronischen Bremsen kann ein Teil der Bremsenergie zum Aufladen der Batterie verwendet werden. Scheibenbremsen bieten im Allgemeinen eine bessere Kontrolle, sind aber teurer und weniger wartungsfreundlich als Trommelbremsen.